Herr Maschine oder vom wunderlichen Leben
und Sterben des Julien Offray de La Mettrie
Julien Offray de La Mettrie (1709–1751), Gottseibeiuns der französischen Frühaufklärung, lebte als Arzt, Sozialreformer und klandestiner Autor und Philosoph gleich mehrere Leben, ehe er – von Diderot, Voltaire und dem halben intellektuellen Europa gehasst – in Potsdam seinen berühmten Pastetentod starb.
Was kann uns Herr Maschine, wie La Mettrie nach seinem berühmtesten Buch L’Homme Machine genannt wurde, heute noch erzählen? Geboren in Saint-Malo, der Heimatstadt berüchtigter Piraten, ist auch La Mettrie ein Freibeuter auf literarischem wie philosophischem Gebiet, ungezähmt, kompromisslos und mutig – als Mediziner ein Freund der Schwachen und Kritiker der Ärzteschaft, als Philosoph ein origineller Denker des Materialismus, der früh das Gewaltpotenzial aller Religionen anprangert und stattdessen ein epikureisches Ideal der Körperlichkeit propagiert. Verfolgt und verfemt muss er ins Exil, zuerst ins niederländische Leiden, später nach Preußen, wo er am Hof des Philosophenkönigs Friedrich II. Asyl findet, ehe ihn mit nur 42 Jahren ein Abendessen aus dem Leben reißt.
176 Seiten. Braumüller Verlag 2018
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
ISBN 978-3-99200-201-6
Stimmen zum Buch
„Als La Mettrie 1751 nach dem übermäßigen Verzehr einer Trüffelpastete (so geht das Gerücht) stirbt, lacht ganz Europa über das schmähliche Ende des "Herrn Maschine", wie er inzwischen spöttisch genannt wird. Seine Reputation ist ruiniert, seine Schriften, die zeitweise rasend erfolgreich waren, verschwinden aus dem aufklärerischen Diskurs oder werden, ähnlich wie die des Marquis de Sade, als Negativbeispiele unmoralischen Denkens gebrandmarkt und verdammt. Schuchters Buch, das auch ein konzentriertes Panorama des intellektuellen Europas des 18. Jahrhunderts ist, sucht nach Gründen für diese Demontage.“
Thomas Wörtche, Deutschlandfunk
„Bernd Schuchter legt nun über diesen Freibeuter des Denkens einen Band vor, der zwischen allen Genres schillert, hier Erzählung ist, dort Reflexion, der Einbettung in die Zeit liefert und Ausblick in die Gegenwart offeriert.“
Alexander Kluy, Wiener Zeitung
„Bernd Schuchter [… ] taucht in seinem Band tief ein in den intellektuellen Diskurs und die Geisteshaltung im Europa des 18. Jahrhunderts und entwirft dabei ein interessantes Panorama, von der Konstruktion der ersten Automaten über Bücher, die vor dem Henker endeten, bis hin zum Leben am absolutistischen Hof und im Feldlazarett. Parallelen zur Jetztzeit zu ziehen, bleibt dabei dem Leser überlassen.“
Angelika Grabher-Hollenstein, APA
„Schuchters Annäherung an Julien Offray de La Mettrie ist mit vielen Zitaten durchwoben, die in ihre politischen und wissenschaftlichen Kontexte gestellt werden. Die vielen Leerstellen rund um La Mettries «wunderliches» Leben und Sterben bespielt er mit wohlbegründeten Konjekturen, aber auch mit einer Prise Phantasie – freilich, ohne gegen die Maxime der Redlichkeit zu verstossen, die sein Protagonist derart hochgehalten hat.“
Florian Bissig, NZZ am Sonntag
„Der österreichische Historiker Bernd Schuchter stellt nun in einem neuen Buch diesen Galgenvogel des Geistes vor unter dem Titel Herr Maschine oder vom wunderlichen Leben und Sterben des Julien Offray de La Mettrie. Der Tod muss hier erwähnt sein, weil der Mann ein absonderliches Ende fand. Er verbrachte seine letzten Jahre als Hofnarr des preussischen Königs Friedrich II. in Potsdam. Bei einem Dinner soll er so viel Pastete in sich hineingestopft haben, dass er nach ein paar qualvollen Stunden das Zeitliche segnete. Die Geschichte ist zu schön, um wahr zu sein.“
Rolf Hürzeler, Kulturtipp
„Bernd Schuchters Biografie fügt de La Mettries Lebensgang lebhaft in die blutige europäische Zeitgeschichte ein und bringt dessen Provokationen in einen Zusammenhang mit aktuellen Entwicklungen. Dabei nimmt Schuchter eindeutig Partei für La Mettrie, den er zwar als ungestümen, aber aufrichtigen, radikalen, verleumdeten Aufklärer darstellt.“
Hansruedi Kugler, Luzerner Zeitung
„[La Mettrie] war vielmehr ein radikaler Aufklärer, lehnte Autoritäten ab, konsequenterweise auch die philosophischen Grössen seiner Zeit, mit denen er sich überwarf. Die Honoratioren des Intellekts waren ihm, dem genialen Guignol, zu kleingeistig.“
Die Weltwoche
„Schuchter sucht sich gern Menschen und Themen aus, die einen zwar nicht gleich anspringen. Aber man kann beim Denken abheben.“
Peter Pisa, Kurier
„Was hätte La Mettrie wohl zu den vielfältigen Phänomenen des (post)modernen Lebens gesagt, geschrieben, zu Umweltzerstörung, religiösem Fanatismus, technokratisch verwalteten Spitälern, Populismus (um nur einige Zumutungen dieses Jahrhunderts schlagwortartig anzusprechen)? Mit dem Blick darauf, dass es nur dieses eine, diesseitige Leben gibt – und nur diese eine, endliche Welt, in der wir glücklich werden können?“
Birgit Schwaner, Buchmagazin des Literaturhaus Wien
„Obwohl der Arzt mit unvorstellbar großem menschlichen Leid konfrontiert gewesen sein muss, scheint ihm der Humor nicht ausgegangen zu sein. Schelmisch lächelt Julien de Offray auf einem Kupferstich, dem wohl einzigen erhaltenen Porträt des streitbaren Wissenschafters. Als Leser ahnt man schon, dass es mit ihm kein gutes Ende nehmen wird. Er starb mit nur 42 Jahren im Jahr 1751. Es war ein Giftmord. Hier beweist Schuchter, dass er schreiben kann. In diesen Passagen wird die Vergangenheit lebendig.“
Gerlinde Tamerl, Tiroler Tageszeitung
„Es ist durchaus hilfreich, wenn auch für ein breiteres Publikum gelegentlich an den Arzt und Philosophen aus St. Malo erinnert wird – und eben das macht der österreichische Autor Bernd Schuchter in seinem populärwissenschaftlichen Werk, das in Form eines längeren Essays in das Leben und Werk La Mettries einführt.“
Till Kinzel, Informationsmittel (IFB)
„Den Menschen als Maschine denken; das fällt uns sogar heute noch schwer. Zugleich, wenn man der mechanischen Maschine Mensch noch die „psychologische“ Maschine dazugesellt, sind wir beim Konzept der „Wunschmaschine“ (Guattari/Deleuze). Damit aber ist klar: Mettrie ist seiner Zeit weit vorausgewesen und ist gerade deshalb auf Unverständnis gestoßen.“
WKMZ, 20er – Die Straßenzeitung
„Die starken Teile des Buches sind jene, in denen Schuchter die Antagonismen und Verwerfungen rekonstruiert, in die sich der Provokateur de la Mettrie hineinschreibt.“
Florian Baranyi, Der Falter
„Ein lesenswertes Porträt des zu Unrecht vergessenen Radikal-Aufklärers, der so lebenslustig wie unvorsichtig war.“
Jutta Person, Philosophie Magazin
„Der Innsbrucker Historiker, Germanist und Philosoph Bernd Schuchter erzählt ein faszinierendes Leben.“
Heinz Sichrovsky, ORF erLesen
„Ein kluges Buch über einen schwierigen Denker, einen nicht angepassten Zeitgenossen.“
Martin Wanko, Vorarlberger Nachrichten
„Bernd Schuchter widmet Julien Offray de La Mettrie einen Essay, dessen Herzschlag ein Fiebertraum des Helden ist.“
Ingrid Bertel, Kultur
„Auch wenn eine Tendenz zum Atheismus spürbar ist, das gut geschriebene Buch ist für philosophisch und geschichtlich interessierte Leser ein informatives Porträt La Mettries und seiner Zeit.“
Helmut Eggl, Borromäusverein
„Bernd Schuchter setzt dem Philosophen ein gelungenes literarisches Denkmal und beantwortet die eine oder andere Frage, von der der Leser nicht wusste, dass er sie vielleicht einmal stellen würde.“
Carsten Jaehner, Histo-Couch.de
„La Mettrie und Jacques de Vaucanson nahmen Bionik und Robotik vorweg und stellten dadurch unweigerlich die Frage, was der Mensch ist. La Mettrie könnte daher für die Ideengeschichte noch an Bedeutung gewinnen.“
Bernd Schäfer, epikur404.blog
„Bernd Schuchter erzählt von der Maschine als einem witzigen Außenseiter, der sich mit Ironie retten will, aber dennoch gegen die Masse der Vorurteile keine Chance hat.“
Helmuth Schönauer