Jacques Callot und die Erfindung des Individuums
Der junge Jacques Callot will um jeden Preis und allen Widerständen zum Trotz ein Meister seines Fachs, ein vollendeter Kupferstecher werden, reist als halbes Kind auf eigene Faust nach Italien, und tatsächlich gelingt ihm in Radierungen und Stichen so etwas wie ein individueller künstlerischer Ausdruck in einer Zeit, die den Begriff des Individuums gar nicht kennt. Rembrandt ist ein Sammler Callot’scher Werke, Francisco de Goya wird durch Callots Radierzyklus Die großen Schrecken des Krieges zu seinem eigenen Zyklus Desastres de la Guerra inspiriert, E. T. A. Hoffmann nennt sein literarisches Debüt Fantasiestücke in Callots Manier.
Was zeigt Callot dem Schauenden – und Lesenden – bis heute, vierhundert Jahre später? Die unermesslichen Schrecken des Krieges, den unbändigen Willen einer Künstlerpersönlichkeit, den hohen Preis für diese Meisterschaft, den zu bezahlen Callot bereit ist, und ein zeitloses Werk voller Einzelschicksale, voller kleiner Leben.
160 Seiten. Braumüller Verlag 2016
Halbleinen mit Lesebändchen
ISBN 978-3-99200-168-2
Stimmen zum Buch
„Bernd Schuchter gelingt es vielmehr, diese einen Künstler in seiner Zeit spiralig umkreisende Charakterstudie, welche so stupend viele Parallelen zu unserer Gegenwart aufweist, ohne dass diese platt eindimensional enggeführt werden, in fast makelloser, blendend durchrhythmisierter Sprache zu Papier zu bringen.“
Alexander Kluy, Literaturhaus Wien
„Ein literarischer und intellektueller Doppelschlag ist Bernd Schuchter mit seinen Büchern über Jacques Callot gelungen, jenen Kupferstecher, der die Schrecken des 30-jährigen Krieges in ungewöhnlichen, teils fantasievollen Bildern festgehalten hat und Inspiration für zahlreiche Denker und Künstler war.“
orf.at
„Bernd Schuchter führt uns mit Jacques Callot und die Erfindung des Individuums in eine scheinbar ferne Zeit, deren gesellschaftlich-politische Grundkonflikte uns heute nach wie vor beschäftigen.“
Stefanie Leibetseder, literaturkritik.de
„Beglaubigte Quellen sind rar. Schuchter füllt diese Leerstellen mit Mutmaßungen, packt Fiktion in die Historie. Ähnlich ging Stefan Zweig in seinen Sternstunden der Menschheit vor: Das, was man nicht weiß, muss er- oder anderswo, bei Zeit- und Leidensgenossen zum Beispiel, gefunden werden. Das Spekulieren zählt zu den Privilegien des Erzählers.“
Joachim Leitner, Tiroler Tageszeitung
„Wer war Jacques Callot? Was an ihm sollte uns heute noch interessieren? Dass der lothringische Kupferstecher und Radierer ein Ausnahmekünstler gewesen ist, kann man unschwer aus Bernd Schuchters stilistisch brillantem Essay Jacques Callot und die Erfindung des Individuums erfahren.“
Gabriele Weingartner, Die Rheinpfalz
„Bernd Schuchter erinnert mit diesem Buch an einen Künstler, der neue Beachtung verdient. Diese Würdigung vereint eine kunsthistorische, eine humanistische und vor allem eine politische Dimension in sich – sehr lesenswert.“
Rolf Hürzeler, Kulturtipp
„Der Innsbrucker Bernd Schuchter hält den Dreißigjährigen Krieg fest. Sehr fest hält er ihn, so hätte man schon in der Schule über Kriege reden sollen, und man sieht die Elenden, die Verhungerten, Vergewaltigten, Gefolterten.“
Peter Pisa, Kurier
„Schuchters Text stellt eine ungewöhnliche Mischform aus Essay und Erzählung, aus Künstlerbiografie und dem Porträt einer historischen Epoche dar. Die Grenzen zwischen dem Nacherzählen von Fakten und dem Fabulieren verlaufen fließend.“
Sebastian Fasthuber, Falter
„Die Bildwelten des Kriegs-Zyklus wanderten direkt und offen in Goyas „Desastres de la Guerra“ (die Entwicklung Goyas vom Hofmaler zum gnadenlosen, düsteren Chronist der Schrecken des Guerilla-Krieges gegen Napoleon, ist verblüffend parallel zu der von Callot), von dort aus in die globale Ikonographie, wo sie bis heute unsere Wahrnehmung prägen und selbst noch in den ödesten Schockern präsent sind, wo man sie gerne als „verdammt realistisch“ preist. Ein wichtiges Projekt wider die Geschichtsvergessenheit und ein Baustein für die historische Bedingtheit unserer Existenz.“
Thomas Wörtche, CulturMag
„Wie Callot Individuen schafft und selbst in Massenszenen jede Figur gestaltet, fasziniert bis heute. Und er wird einem während der Lektüre sympathisch, dieser Künstler, der sein Leben lang wie besessen gearbeitet hat, um all das, was ihn erfüllte, zu Papier zu bringen.
Stefanie Wolff, Seitwärts. poetologische Ortungen
Zum Beitrag, gestaltet von Wally Rettenbacher
„Was interessiert Bernd Schuchter so sehr an diesem Künstler, dass er ihm gleich zwei Bücher widmet? Callot zeige, wie dünn die Schicht an Zivilisation ist, schreibt er in seinem Essay.“
Ingrid Bertel, Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft
„Auch im 30-jährigen Krieg wurde die Kunst zur Dienerin der Propaganda degradiert.“
Buchkultur
„Erzählte Kupferstichkunst!“
Helmuth Schönauer
„Wer Callot bisher nicht kannte, kann ihn nun entdecken.“
Ingrid Ferchl, Literaturblatt Baden-Württemberg
„Mal sachlich, mal belletristisch lotst Schuchter durch das 17. Jahrhundert Europas.“
Agnes Czingulszki, Stadtblatt Innsbruck
„Es ist eine Reise zum Schrecken der Kriege, den Callot so schonungslos dargestellt hat, in eine Zeit, die bis heute ausstrahlt.“
Asphaltspuren
„Eindrucksvoll und gelungen sind die Bildbeschreibungen Schuchters, die sich zunächst bei den »Capricci« bewähren und bei so kleinen Bildern natürlich wichtiger sind als bei großen.“
Portal Kunstgeschichte